[…] Eure kurfürstliche Durchlaucht muss ich in Untertänigkeit mit Folgendem belangen: Ich wurde vor nunmehr fast 20 Jahren dies Orts zu Delitzsch durch meine lieben Eltern auf das Schusterhandwerk gebracht, habe dasselbe erlernet und meine Lehrjahre ausgestanden. Und weil ich mich dann nach Handwerksgewohnheit auf die Wanderschaft begeben und beinahe fünf Jahre gearbeitet habe, ist es geschehen, dass ich als junger Mensch überredet worden bin, mich ins Kriegswesen zu begeben. Seitdem bin ich dann beinahe 12 ganze Jahre ununterbrochen demselben nachgezogen, indem ich anfangs unter dem Bischof zu Halle 8 Monate, darauf königlicher Majestät in Spanien 21 Monate, dann kaiserlicher Majestät 39 Monate und schließlich Euer kurfürstlichen Durchlaucht 79 Monate aufrichtig gedient habe.
Nachdem ich neulich meinen Abschied aus dem Militär erhalten habe, kann ich bei dieser beschwerlichen Zeit nur wieder zum Handwerk greifen. Dabei erfahre ich, dass das Handwerk meiner Heimatstadt mir meinen Schnitt und Meisterstück bestreitet, weil ich nach den Innungsstatuten vorher zwei Jahre an diesem Ort arbeiten und im dritten Jahr die Erlaubnis zur Anfertigung des Meisterstücks beantragen müsse.
Ich kann mich aber mit einem jungen Schuhknecht, der gerade erst seine Jahre gewandert ist, nicht vergleichen lassen! Daher gelangt an Eure kurfürstliche Durchlaucht mein untertänigstes hochfeissiges Bitten, Sie wollten dem Rat zu Delitzsch gnädigst befehlen, dass dieser dem Schusterhandwerk auferlegt, mich angesichts meiner langen treuen Kriegsdienste mit den vorgeschriebenen Jahren zu verschonen und zum Meisterstück zuzulassen. […]
Quelle: HStA Dresden, 11237 Geheimes Kriegsratskollegium, Loc. 10763/5 (unfol.)