Die Angst und die Not, in der wir jetzt leben, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Gestern sind 7 schwedische Regimenter unter dem Kommando des Obristen von Pfuhl an Geithain vorbei und nach Borna marschiert. Sie haben Geithain vollständig ausgeplündert, fünf Leute niedergeschossen und viele beschädigt sowie alles Vieh weggetrieben. Heute sind sie mit etlichen Wagen wiedergekommen und weil die Leute zu der in zwei Häusern liegenden Schutzgarde gefüchtet sind, haben sie durch die Stubentüren in die Menge geschossen und abermals übel gehaust. Was sie an Bier, Getreide und Sonstigem noch gefunden haben, haben sie auf die Wagen geladen und weggefahren.
Jetzt kommt ein Mann aus Rochlitz und berichtet, dass heute früh um 9 Uhr eine starke Truppe vor seine Stadt gekommen ist. Die Schutzgarde wollte sie nicht einlassen, sondern hat sich mit der Bürgerschaft zur Wehr gesetzt. Darauf hätten sie am Obertor ein Haus angezündet und es wäre schnell ein großes Feuer daraus entstanden, das man schon seit vier Stunden brennen sieht. Die genannte Truppe ist dann zu den Dörfern Zettelitz und Methau heruntergezogen und wir müssen also jeden Augenblick gewärtig sein, ebenso überfallen und geplündert zu werden. Das allgemeine Gerücht geht dahin, dass der Feind nach Ossa marschieren werde. Andere sagen aber, dass er um Borna einige Tage still liegen werde. Wenn das geschieht, wird es uns und den anderen umliegenden Städten nicht erträglicher als dem Städtchen Geithain ergehen. Gott wolle uns in Gnaden beistehen und hindurchhelfen. […]
Und weil der Feind richtige Abrechnungen haben will, wäre es nicht unbillig, dass auch unsere Ratsherren gebührende Rechnung über so viele ausgepresste Kontributionsgelder ablegen täten. Aber sie wollen davon gar nichts hören, weil sie befürchten, dass die angewandte Ungleichheit dadurch zu sehr ans Tageslicht kommen würde. Gleich jetzt um 12 Uhr mittags hat der Rat wegen einer Schutzgarde nach Borna geschrieben. Gott weiß aber, wie es uns ergehen möchte, ehe dieselbe kommt. Davon abgesehen werden die Schutzgarden, wie an den Beispielen Rochlitz und Geithain zu sehen ist, nur wenig helfen.
Quelle: HStA Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 9254/13, fol. 22r–v