Wohledler, gestrenger und fester, gebietender lieber Erb- und Lehnsherr. Wir können untertänigst nicht umgehen, Eurer wohledlen Gnaden die Bedrängnisse und Schäden zu berichten, welche uns von dem kaiserlichen Kriegsvolk im Hin- und Hermarschieren widerfahren sind. […]
Nachdem wir meinten, es wäre alles vorüber, sind am Sonnabend vor 5 Wochen eine Partie Reiter und viele Futterbeschaffer angekommen, die zu Mittag vor allem im Pfarrhaus wie grimmige Wölfe eingefallen sind. Sie haben alles aufgeschlagen, allen Vorrat an Nahrungsmitteln, Brot, Vieh und Getreide weggenommen, den Pfarrer selber seiner Wertsachen beraubt und ihm auch das Hemd ausgezogen. Zugleich haben sie die Kirche, die bisher durch feissiges Bitten verschlossen geblieben war, aufgebrochen und darin zu suchen und zu plündern angefangen. […]
Obgleich etliche Häuser stehen geblieben sind, sind sie doch so übel zugerichtet, dass man in den meisten weder Tisch noch Bank, weder Bett noch Ofen, noch etwas anderes an Hausrat mehr fndet. Die Dächer sind durchschmettert, alle Kessel, Ofentöpfe und andere Mobilien sind weggenommen, keine Tür oder Fenster ist ganz gelassen worden. Insgesamt ist nichts als Verwüstung über uns gekommen und wir armen Leute sind so zugrunde gerichtet worden, wie es während des ganzen Krieges nicht geschehen ist! Denn sie haben uns entwendet 1. alle Lebensmittel, da sie uns nicht einen Bissen Brot, nicht ein Körnlein Samen gelassen haben; 2. unsere Nahrungsmittel, weil die Häuser teilweise verbrannt, teils bis auf den Grund verwüstet sind, das Zugvieh und alles Handwerkszeug, ja auch die Braupfannen weggenommen wurden; 3. ja, es sind unsere Seelen angetastet, weil die Kirche und Schule verwüstet sind, sowie die Bibliotheken der Kirche und des Pfarrers zerstümmelt wurden. Von den besten Büchern werden nicht wenige an anderen Orten verkauft. Ganz zu schweigen davon, dass auch die Gräber geöffnet und die Leichen unter der Erde geplündert wurden. […]
Quelle: HStA Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 9253/9, fol. 118r–119r