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Bericht des Amtsschössers Philipp Kremberg in Gräfenhainichen an seinen Amtskollegen in Wittenberg über kaiserliche Kriegsgreuel

16. Juni 1644

Gelesen von Torsten Ranft

02:38

Das heute hier erlittene Unglück, Gott erbarm's, habe ich demselben in aller Eile nicht vorenthalten wollen. […]

Als ich kaum aus der Stadt hinaus war, kam ein Trupp Reiter von 30 Pferden, worauf das Vieh zurück in die Stadt getrieben wurde und sich die Bürger zu ihrem Schutz gleichfalls in die Stadt zurückzogen. Aber kurz darauf erstreckte sich der Trupp schon bis auf 100 Pferde, so dass die Untertanen zur Gegenwehr zu wenige waren. Hierauf wurden fünf Leute erschossen, darunter Michael Quant, der Korporal von Wittenberg, der hier als Schutzgarde gelegen hatte. Das Vieh wurde alles genommen und ich wurde sehr beschädigt. Denn als sie meiner habhaft wurden, wurde mir bald eine Pistole an den Kopf gesetzt und ich sollte niedergeschossen werden. Dieses verhütete Gott, da ich mich gleich wegdrehte und mir der Schuss durch die Haare ging. Der Offzier sagte, ich wäre wohl zu fest, denn das Pulver läge mir noch in den Haaren und er hätte nicht durchschiessen können. Hierauf nahm ein anderer ein breites Schwert, hieb mich etliche Male auf den Kopf, und ich wurde auch von anderen mit ihren kurzen Gewehren so zerschlagen, dass ich taumelte und niederfel. Ich wurde danach ganz entkleidet, dass ich im Hemde liegen blieb, welches sie, weil es sehr blutig war, nicht wollten. Dennoch danke ich Gott, dass ich das Leben, so lange Gott will, noch habe. […]

Ich bitte also dienstlich, weil ich wegen des grossen Schadens nicht schreiben kann, all dies Ihrer kurfürstlichen Durchlaucht untertänigst zu berichten. Auch dass ich am bevorstehenden 8. Juli zur Abrechnung dieser Beschädigung nicht in Dresden erscheinen kann, bitte ich untertänigst zu entschuldigen und deshalb keinen Unwillen zu haben.

Quelle: HStA Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10054/2, fol. 186r

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