QR-Code

#118

Bildnis einer Dame mit Zigarette

Zwintscher, Oskar (1870-1916) | Maler

02:00

Selbstbewusst und beinahe lasziv sitzt uns die moderne junge Frau gegenüber, die Beine übereinander geschlagen, zwischen den Fingern eine brennende Zigarette. Als der sächsische Maler Oskar Zwintscher sie porträtiert, schreibt man das Jahr 1904. Zigaretten bedeuten Männlichkeit. Rauchende Frauen gelten als unschicklich, als "femmes fatales".

Die Vorstellung der emanzipierten, Männer verführenden und zugleich bedrohenden Frau war damals populär. Aber ist diese junge Frau mit dem schlichten Haar, in ihrem schmucklosen, schwarzen Kleid bedrohlich? Was geht in ihr vor, was empfindet sie? Was bedeutet ihr offener, direkter Blick?

Die "Dame mit Zigarette" wird manchmal die "Mona Lisa" des Albertinum genannt. Ähnlich wie Leonardos Meisterwerk übt auch sie eine rätselhafte Anziehungskraft aus. Bis heute wissen wir nicht, wer Oskar Zwintscher für das Gemälde Modell saß. Zwintscher war damals Lehrer an der Dresdner Kunstakademie und ein überaus gefragter Porträtmaler. Der Kurator Andreas Dehmer beschreibt ihn so: "Er war ein schon eher ein Eigenbrötler, hat allerdings dann, als er nach Dresden kam, für Furore gesorgt - vor allem aufgrund solcher Porträts, die eine sehr große Naturtreue aufweisen, aber auch doch symbolistisch im wahrsten Sinne des Wortes sind, weil man sie nicht eindeutig greifen kann."

Zwintscher war ein überaus sorgfältiger Maler. In dem "Bildnis einer Dame mit Zigarette" erweist er sich als Virtuose des Schwarz. Schwarz ist das Kleid der Frau, schwarz ist der samtene Vorhang im Hintergrund. Falten und Muster schimmern im Licht. Nur der Mund der jungen Frau ist rot – wie die Glut ihrer Zigarette.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1904
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2690
0:00