"Soweit es mir mit meiner künstlerischen Kraft möglich war, habe ich die furchtbare Periode unsäglicher Barbarei dargestellt", schrieb der Dresdner Maler Hans Grundig im Rückblick über sein Triptychon "Das Tausendjährige Reich". Grundig war überzeugter und aktiver Kommunist. Er schuf die Gemälde während des Nazi-Regimes heimlich in seinem Atelier. Die riesigen Tafeln befestigte er mit der Malseite nach oben unter der Decke, so dass sie bei Hausdurchsuchungen nicht entdeckt werden konnten.
Für das Triptychon entwickelte der Maler fantastische Motive in der Tradition eines Hieronymus Bosch. Als erstes malte er 1935 die linke Tafel mit dem Titel "Karneval". Dazu Grundig: "Die Straßenzüge einer riesigen Stadt, die in blutrotem Himmel zu verbrennen schien. Irrsinnig gewordene Menschen und Masken durchzogen die Straßen, sich selbst und andere belügend. Nur im linken Bildwinkel standen noch die Kommunisten, nicht wankend und unerschütterlich."
1936 schuf der Künstler die Mitteltafel: die "Vision" einer brennenden Stadt mit Bombentrichtern und Ruinen – als habe er die Zerstörung Dresdens vorausgeahnt. Zwei Jahre später entstand die dritte Tafel: "Chaos". Links sich aufbäumende Pferde, Symbol für die Opfer des Regimes; rechts eine Schar Wölfe in feurigem Rot und giftigem Gelb, Symbol für die Nazis, die das gelbe Schwein auf dem Sockel anheulen. Ganz rechts wendet sich Grundigs Ehefrau, die Grafikerin Lea Grundig, von dem Geschehen ab. Auf der Predella sehen wir sie erneut, schlafend, umgeben von Friedenstauben.
Der Kommunist Hans Grundig wurde während des Nationalsozialismus mehrmals festgenommen, er war einige Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Lea Grundig, ebenfalls Kommunistin und außerdem jüdischer Herkunft, floh 1939 nach Palästina. Erst 1949 war das Ehepaar wieder in Dresden vereint.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Tafeln: Öl auf Holz; Predella: Öl auf Leinen
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1935-38
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2981