Diese ägyptischen Mumien sind womöglich die ersten, die man in Europa zu Gesicht bekommen konnte. Im 17. Jahrhundert brachte sie ein Reisender nach Rom, später ließ August der Starke die Mumien ankaufen. Etwas Besonderes sind die Mumien aber auch, weil sie Porträts der Verstorbenen zeigen, direkt auf die Leinenumwicklung gemalt. Der kostbare Goldschmuck verdeutlicht ihren hohen Stand. Der Mann, 25 bis 30 Jahre, und die Frau, zwischen 30 und 40, lebten im 3. oder 4. Jahrhundert in der Metropole Memphis, damals Teil des Römischen Reichs. Beide sind zwar wie Römer gemalt, aber sie waren noch Anhänger des altägyptischen Glaubens. Das belegt etwa die traditionelle Geiergöttin Nechbet, die die Brust des Mannes schützt.
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Die ausführlichste zeitgenössische Beschreibung von Mumifizierungen stammt vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot. Er bereiste im 5. Jahrhundert vor Christus das Alte Ägypten. Detailliert schildert er verschiedene Arten, wie die Ägypter die Körper ihrer Verstorbenen aufbereiteten:
„[Sie] ziehen ... mit einem gekrümmten Eisen durch die Nasenlöcher das Gehirn heraus, entfernen aber nur einen Teil auf diese Weise, in den anderen gießen sie Mittel ein. Darauf machen sie mit einem scharfen aithiopischen Stein einen Schnitt entlang der Weichen und holen nun alle Eingeweide heraus; wenn sie dann das Innere gereinigt und mit Palmwein ausgewaschen haben, wischen sie es wiederum mit zerriebenen Räucherwerk aus. Dann füllen sie die Höhlung mit gereinigter zerriebener Myrrhe und mit Zimt und dem anderen Räucherwerk, ausgenommen Weihrauch, und nähen sie wieder zu. Wenn sie dies getan haben, legen sie die Leiche in Natron ein und lassen sie 70 Tage darin;[...] Wenn die 70 Tage vorüber sind, waschen sie den Leichnam und wickeln den ganzen Leib in Binden ein, die sie aus feinen Byssos-Leinen zuschneiden und mit Gummi bestreichen.“
Von Ägypten nach Europa kamen die Mumien 1615 durch Pietro della Valle, einen wohlhabenden und gebildeten Römer. Della Valle machte auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land Halt bei den Pyramiden bei Kairo.
Das nahe gelegene Dorf Sakkara war in der arabischen Welt bekannt als Handelsplatz für Waren der besonderen Art: Mumien. Begehrt waren die einbalsamierten Körper aber nicht als kostbare Altertümer, sondern als Rohstoff für Arznei. Aus ihnen gewann man eine teerartige Masse, genannt Mumia vera aegyptica. Das arabische Wort Mumiya bedeutet so viel wie Erdpech. Mumia vera ist eine Mischung aus Harzen, Salben, Ölen und Erdpech, die für die Einbalsamierung von Körpern verwendet worden war und die sich im Lauf der Zeit verfestigt hatte. Als Brocken oder Pulver erzielte das Extrakt hohe Preise, bald auch bei europäischen Apothekern. Denn Mumia vera stand in dem Ruf alle möglichen Krankheiten heilen oder zumindest lindern zu können.
Pietro della Valle wurde damals Zeuge wie Einheimische die hier ausgestellten Mumien ausgruben und ließ sich sogar ins Grab abseilen. Für die eigene Reiseapotheke brach er sich dort selbst einige Bröckchen von einer dritten Mumie ab.
- Material & Technik
- Leinen, Stuck, bemalt und vergoldet; mumifizierter Leichnam
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Späte Römische Zeit, spätes 3. bis Mitte 4. Jh. n. Chr.
- Inventarnummer
- Aeg 777